Von Bernhard Liedmann / WV v. Seite 12 v. 10.03.2018
Etteln(WV). Einen Großeinsatz der Polizei löste die Havarie einer Windkraftanlage bei Etteln am Donnerstagabend aus. Teile der tonnenschweren Flügel einer Enercon E-115 flogen bis zu einige hundert Meter auf die Feldflur. Großräumig wurde im Umkreis der Anlage das Areal in einem Radius von 500 Metern abgesperrt.
Etteln(WV). Einen Großeinsatz der Polizei löste die Havarie einer Windkraftanlage bei Etteln am Donnerstagabend aus. Teile der tonnenschweren Flügel einer Enercon E-115 flogen bis zu einige hundert Meter auf die Feldflur. Großräumig wurde im Umkreis der Anlage das Areal in einem Radius von 500 Metern abgesperrt.
Als erste Reaktion fordert Borchens Bürgermeister Reiner Allerdissen
einen Baustopp sowie einen Betriebsstopp für solche Anlagen. Der Kreis
Paderborn sieht für eine Stilllegung keinen Anlass, da die Ursache
noch nicht bekannt sei, die Anlage auch noch nicht abgenommen und in
Betrieb gewesen sei. Derzeit sind im Kreis Paderborn 44 Anlagen dieses
Typs in Betrieb, zwei E-115 hat jüngst auch der Kreis Paderborn auf der
Deponie Alte Schanze in Betrieb genommen.
Gegen 19.30 Uhr erfolgte die Alarmierung der Polizei. Sie riegelte
das Areal beim Höhen- und Talweg in Etteln großräumig ab. Die klare
Order an die Einsatzkräfte war, dass aufgrund von herumfliegenden
Flügelteilen eine Lebensgefahr bestehe. Personen kamen bei dem Unfall
glücklicherweise nicht zu Schaden, ein Gutachter klärt mögliche
Ursachen.
Die E-115 ist das aktuelle Flaggschiff von Enercon. Weltweit
laufen derzeit 820 Anlagen des Typs mit einer Gesamthöhe von 206
Metern. Jeder Flügel hat eine Länge von 57 Metern. Allein das Gewicht
der Maschine auf dem Turm beträgt etwa 270 Tonnen.
Die Anlage war von Enercon gerade gebaut worden und sollte am 31.
März an die Westfalenwind Etteln übergeben werden, um in Betrieb zu
gehen. Die Westfalenwind-Gruppe betreibt aktuell elf dieser Anlagen und
baut insgesamt sieben E-115 bei Etteln.
Enercon geht in einer Presseerklärung davon aus, dass die Anlage, die
noch nicht in Betrieb gewesen sei, in eine »Überdrehzahl geraten« und
es so zu Beschädigungen der Rotorblätter gekommen sei. Nach Auskunft
von Enercon-Pressesprecher Felix Rehwald dreht sich eine solche Anlage
mit drei bis zwölf Umdrehungen pro Minute. Bei kritischen
Windgeschwindigkeiten würden die Rotorblätter aus dem Wind gedreht.
Dies sei hier wohl nicht geschehen. Rehwald: »Nach Abschluss der
Ermittlungen soll die beschädigte Anlage schnellstmöglich repariert und
in Betrieb genommen werden.« Ähnliche Vorfälle habe es in der
Vergangenheit zwar bei anderen Anlagen gegeben, bei einer E-115 jedoch
noch nicht.
Gerade vor dem Hintergrund, dass es sich um eine neue Anlage
handelt, die gerade erst aufgerichtet worden sei, fordert der Borchener
Bürgermeister einen Baustopp »bis zur Klärung der Unfallursache und
wegen der offensichtlichen Gefahr.« Allerdissen sprach am Freitag vor
Ort von einem »großen Schadensbild«.
Unmittelbare Konsequenzen fordert auch die Borchener Bürgerinitiative
Gegenwind. Nur durch viel Glück sei niemand zu Schaden gekommen.
Kritisiert wird insbesondere, dass die Polizei erst durch einen
Jagdpächter alarmiert worden sei und nicht durch den Betreiber.
Borchener Bürger lehnten auch aus Gründen der Sicherheit
Windkraftanlagen ab. Auch in diesem Fall seien Trümmer mehrere
hundert Meter weit geschleudert worden. Die Initiative fordert eine
vollständige und transparente Aufklärung der Bürger und wie es dazu
kommen könne »dass sich ein neues Windrad zerlegt.« Auch der
Gefahrenbereich rund um solche 200 Meter hohen Anlagen müsse neu geprüft
werden, so Patrick Büker für die Initiative.
Westfalenwind verweist bei dieser Anlage darauf, dass sie wie auch
die anderen Anlagen im Bereich Etteln noch im Eigentum von Enercon
seien. Derzeit betreibt die Gruppe elf E-115-Räder, darunter zwei im
Windpark Haaren-Leiberg, fünf im Windpark Huser Klee und vier im
Windpark Kittelbusch. Sie liefen ohne Probleme. Den Schaden bei der
Ettelner Anlage konnte Enercon noch nicht beziffern. Der
durchschnittliche Neuwert eines solchen Rades liege bei etwa drei
Millionen Euro, so das Unternehmen. Den letzten ähnlichen Vorfall hatte
es im Mai 2016 bei Dörenhagen gegeben. Aufgrund eines Tornados waren
Flügelteile einer älteren Tacke-Anlage abgerissen und weiträumig
weggeschleudert worden.
Siehe auch hier diesen Link:
http://gegenwind-borchen.de/windrad-havarie-neue-200m-windkraftanlage-in-borchen-voellig-zerfetzt
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