Windland OWL
Nirgendwo in NRW stehen so viele Anlagen – Vergütung sinkt
Seite 29 / Freitag 09.März 2018
Detmold (WB). In OWL steht ein
Viertel (26 Prozent) aller Windräder in NRW, sie stellen 27 Prozent
der landesweit installierten Gesamtleistung bereit. Das belegt die
gestern veröffentlichte Bilanz der Bezirksregierung Detmold. Die Behörde
rechnet mit einem weiteren Ausbau.
Zum Stichtag 1. Januar standen 953 Windenergieanlagen (WEA) mit
einer Leistung von 1456 Megawatt in der Region. Mehr als die Hälfte
der Windräder drehen sich im Kreis Paderborn: Die 489 Anlagen erzeugen
etwa 61 Prozent der in OWL installierten Gesamtleistung. Es folgen die
Kreise Höxter (19 Prozent WEA / 16 Prozent Gesamtleistung) und Lippe (13
Prozent WEA / 11 Prozent Gesamtleistung). »Für OWL ist auch weiterhin
mit einem Zubau von Windrädern und vor allem von neu installierter
Windenergieleistung zu rechnen«, sagt Michael Ganninger von der
Bezirksregierung. Es geht vor allem um Kapazitätssteigerungen pro
Windrad, das sogenannte Repowering. Viele in den 1990er Jahren
aufgestellte Rotoren seien jetzt abgeschrieben, würden durch deutlich
leistungsstärkere ersetzt.Und auch die Kommunen sind rege: Laut Bezirksregierung bereiten aktuell zwölf Kommunen die Überarbeitung ihrer Bauleitung zur Ausweisung von Windkraftflächen vor, 23 befänden sich im Planungsprozess. 22 Kommunen hätten ihre Überarbeitung bereits abgeschlossen, sechs verfolgten diese allerdings nicht weiter. 63 der 70 Städte und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe hatten ursprünglich geplant, ihre bestehenden Pläne zu überarbeiten.
Statistisch ist die Zahl der Windräder in OWL 2017 eigentlich gesunken: 2016 zählte die Behörde noch 1060 Anlagen mit eine Leistung von 1575 Megawatt. »Bislang haben wir auch die bereits genehmigten, aber noch nicht errichteten Anlagen eingerechnet«, erläutert Ganninger. Davon sehe man jetzt ab. Grund ist die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zu Beginn des Jahres 2017. Seitdem gibt es ein Ausschreibungsverfahren für den Bau neuer Windräder. Damit sollte der rasante Anstieg der EEG-Umlage eingedämmt werden. Sie erhöhte sich von 2 Cent (2010) auf fast 7 Cent (2017). Aktuell sind es 6,8 Cent je Kilowattstunde.
»Jeder, der sich jetzt bewirbt, muss bereits die Genehmigung für eine Anlage vorweisen können«, erläutert Ganninger. Da aber nicht alle Bewerber einen Zuschlag erhalten, würden letztlich nicht mehr alle genehmigten Anlagen auch gebaut. »Deshalb die neue, realitätsnahere Zählung.« Bei den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur setzt sich jetzt durch, wer die geringste Einspeisevergütung verlangt. »Da werden teilweise nicht mehr auskömmliche Preise angeboten«, sagt Ganninger. Viele Bieterverfahren seien überzeichnet.
Laut Bundesnetzagentur lag die durchschnittliche Vergütung pro eingespeister Kilowattstunde zuletzt bei 4,7 Cent für Windkraftanlagen an Land. Ein halbes Jahr zuvor hatte sie bei 4,28 Cent gelegen, Anfang 2017 deutlich über 5 Cent. »Durch die gesetzliche Neuregelung wird die Vergütung insgesamt sinken«, sagt Olaf Peter Eul, Sprecher der Bundesnetzagentur.
Bürgergesellschaften von lokalen Privatleuten werden bei den Ausschreibungen bevorzugt, um sie verstärkt an der Energiewende zu beteiligen. Trotz der zu erwartenden sinkenden Vergütung war 2017 erneut ein Rekordjahr für den Ausbau der Windenergienutzung in Deutschland. »Viele noch 2016 genehmigte Anlagen wurden erst 2017 gebaut«, erklärt Ganninger. Der Bundesverband Windenergie, größter Fachverband der Branche, bemängelt die Umsetzung des neuen Ausschreibungsverfahrens. Es sei anfangs »zu massiven Fehlsteuerungen« gekommen, weil zwischen Projekten, die eine Genehmigung nachweisen mussten und solchen, die ohne Genehmigung teilnahmeberechtigt waren, »kein fairer Wettbewerb gegeben war«. Jetzt laufe es aber besser.
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