Das Institut für Wettbewerbsökonomik an der Uni Düsseldorf hat die Gesamtkosten der Energiewende bis 2015 berechnet.
- Das Ergebnis: Bis zum Jahr 2025 müssen geschätzt rund 520 Milliarden Euro aufgewendet werden.
- Eine vierköpfige Familie zahlt somit direkt und indirekt über 25.000 Euro für die Energiewende.
Selten wurde
ein Umweltminister so mit Hohn und Spott übergossen wie weiland Peter
Altmaier (CDU): Vor drei Jahren erklärte der heutige
Kanzleramtsminister, die Kosten der Energiewende könnten sich, wenn
nichts getan werde, „bis Ende der 30er-Jahre dieses Jahrhunderts auf
rund eine Billion Euro summieren.“
Umgehend hielten
große Magazine und Wochenzeitungen von „Wirtschaftswoche“ bis „Zeit“ dem
Umweltminister vor, dass er sich bei seinem „Billionen-Ding“ ja wohl
verrechnet haben müsse. „Sie dürfen die Leute nicht mit Horrorzahlen auf
die Bäume jagen“, verlangte Baden-Württembergs Regierungschef und
Grünen-Star Winfried Kretschmann vom CDU-Kollegen.
Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen,
Altmaier zu rehabilitieren. Denn das Institut für Wettbewerbsökonomik
(„Dice“) an der Universität Düsseldorf hat die direkten und indirekten
Gesamtkosten der Energiewende bis 2015 berechnet und die weitere
Kostenentwicklung bis 2025 geschätzt. Dem Ergebnis zufolge könnte das
Billionen-Ding sogar früher Wirklichkeit werden, als selbst Altmaier
geglaubt hatte.
370 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren
Nach den Berechnungen des Instituts
hat die Energiewende zwischen 2000 und 2015 bereits rund 150 Milliarden
Euro gekostet. „In den Jahren 2000 bis 2025 müssen geschätzt rund 520
Milliarden Euro (nominal, einschließlich der Netzausbaukosten) für die
Energiewende im Bereich der Stromerzeugung aufgewendet werden.“
Ausgehend von den bereits ausgezahlten 150 Milliarden müssten in den
kommenden zehn Jahren demnach weitere 370 Milliarden Euro aufgewendet
werden.
„Pro Einwohner, vom Neugeborenen bis zum Greis, ergibt sich
somit ein Gesamtbetrag von über 6300 Euro, welcher im Zeitraum 2000 bis
Ende des Jahres 2025 anfällt“, führte DICE-Direktor Justus Haucap
in Berlin aus: „Eine vierköpfige Familie zahlt somit direkt und
indirekt über 25.000 Euro für die Energiewende.“ Das Gros der Kosten ist
dabei noch nicht angefallen, „sondern kommt erst auf die Verbraucher
zu“, so Haucap: „In den kommenden zehn Jahren werden dies 18.000 Euro
für eine vierköpfige Familie sein.“
Zum
Vergleich: Nach den Zahlen der Bundesbank verfügen 40 Prozent der
deutschen Haushalte über ein Nettovermögen von weniger als 27.000 Euro.
Berechnungen im Auftrag des INSM
Das
Institut führte die Berechnungen im Auftrag der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft (INSM) durch. Die von Arbeitgeberverbänden finanzierte
Initiative setzt sich gegen staatliche Regulierung und für die soziale
Marktwirtschaft ein. Die Initiative hatte bereits vor einigen Jahren
gefordert, die Förderung erneuerbarer Energien stärker nach
marktwirtschaftlichen Prinzipien auszurichten.
Um ein
Gefälligkeitsgutachten dürfte es sich bei der Energiewende-Studie jedoch
nicht handeln: Der Wettbewerbsökonom Haucap war vier Jahre lang
Vorsitzender der vom Bundespräsidenten berufenen Deutschen
Monopolkommission und ist Mitherausgeber zahlreicher internationaler
wirtschaftswissenschaftlicher Publikationen.
Zudem basieren seine Prognosen zur weiteren Entwicklung der EEG-Umlage
auf Daten des Öko-Instituts und damit einer Institution, die, so
Haucap, „nicht im Verdacht steht, die Folgekosten der Energiewende zu
übertreiben“.
Größter Batzen ist die EEG-Umlage
Der
größte Teil der direkten Energiewendekosten besteht laut Studie aus der
EEG-Umlage zur Förderung der Ökostrom-Produktion und der sogenannten
KWK-Umlage zur Subventionierung kombinierter Strom-Wärme-Produzenten.
Allein
als EEG-Umlage wurden bis Ende vergangenen Jahres 125 Milliarden Euro
ausgezahlt. Bis 2025 dürfte dieser Betrag wegen der stark wachsenden
Zahl von Ökostrom-Anlagen auf 408 Milliarden Euro steigen.
Einschließlich der KWK-Umlage werden es 425 Milliarden Euro sein.
Hinzu
kommen indirekte Kosten der Energiewende. Das Dice-Institut rechnet
dazu den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze für rund 56
Milliarden Euro, die „Haftungsumlage“ zur Absicherung der
Offshore-Windkraft, sowie die Kosten für Einspeisemanagement,
„Re-Dispatch“ und Kraftwerksreserven.
Schließlich zählt
das Institut auch die zinsgünstigen Darlehen der KfW-Bankengruppe,
Forschungsausgaben und die außerplanmäßigen Abschreibungen auf
konventionelle Kraftwerke sowie die negativen Strompreise
zu den indirekten Kosten. Alles in allem betragen damit die Kosten für
die Energiewende zwischen 2000 und 2025 gut 520 Milliarden Euro, wobei
die EEG-Umlage mit einem Anteil von 80 Prozent den größten Anteil hat.
Das Energiewendechaos zahlt der Stromverbraucher
Einwände,
wonach die Energiewende für die Verbraucher auch kostensenkende
Wirkungen habe, lässt Haucap nicht gelten. So argumentieren Vertreter
der erneuerbaren Energien oft, dass der Ökostrom-Ausbau zu fallenden
Elektrizitätspreisen am Großhandelsmarkt führten; auch gebe es dank
Ökostrom geringere Importkosten für Brennstoffe wie Steinkohle, Gas und
Uran.
Laut Haucap aber sind diese Preiseffekte in der
Berechnungen bereits berücksichtigt. Denn das Gutachten beruhe auf den
reinen EEG-Differenzkosten, die direkte Folge der Großhandelspreise
seien. Man dürfte diese preissenkenden Effekte mithin „nicht zweimal
abziehen“.
Die Energiewende sei „nicht nur für
überzeugte Marktwirtschaftler wie uns ein Problem“, kommentierte
Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft: „Der Grund hat zwölf Stellen und ein Währungszeichen:
520.000.000.000 Euro.“ Die Energiewende „ist und bleibt außer
Kontrolle“, sagte Pellengahr und verwies auf die weiter steigende
EEG-Umlage im kommenden Jahr. „Das Chaos zahlt am Ende der
Stromverbraucher.“
Extrem schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis
Die
Bundesnetzagentur wird am Freitag dieser Woche offiziell die Höhe der
Umlage veröffentlichen, die 2017 jeder Verbraucher zur Subventionierung
der Ökostrom-Produzenten abführen muss. Ersten Einschätzungen zufolge
dürfte die Umlage von 6,35 Cent auf 7,1 Cent pro Kilowattstunde
ansteigen. „Das entspräche ungefähr einer Verdopplung in fünf Jahren“,
stellte Pellengahr fest.
Seit im Jahre 2003 der
damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) versichert hatte,
die Energiewende werde die Verbraucher „nicht mehr als eine Kugel Eis
pro Monat kosten“, habe sich die EEG-Umlage versiebzehnfacht.
DICE-Direktor und Studienautor Haucap betonte, dass es mit
den 520 Milliarden Euro noch nicht getan sei. Denn die Summe beziehe
sich zum einen nur auf den Zeitraum bis 2025 und zum anderen nur auf den
Stromsektor. Inzwischen sei jedoch die „Sektorkopplung“ offizielles
Ziel der Energiewende-Politik und damit auch die Dekarbonisierung des
Verkehrs, des Heizungssektors und der Landwirtschaft.
„Nach 2025 wird die Energiewende auch nicht zum Null-Preis zu haben sein“, sagte Haucap. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei extrem schlecht: Deutschland stoße heute immer noch genauso viel CO2 aus wie im Jahre 2009. Die deutsche Energiewende-Politik habe somit „null Tonnen CO2 gespart – für sehr viel Geld.“
Mehr Marktwirtschaft im Klimaschutz!
Pellengahr
und Haucap plädierten dafür, den Klimaschutz künftig mit
marktwirtschaftlichen Instrumenten zu betreiben. Die beste Option sei
dabei die Stärkung des europäischen Emissionshandels. Die zweitbeste
Option sei die Einführung eines Quotenmodells nach schwedischem Vorbild.
Energieversorger sollten danach verpflichtet werden, einen bestimmten
Anteil aus erneuerbaren Energien zu liefern. So entstünde ein
preissenkender Wettbewerb zwischen den verschiedenen Arten erneuerbarer
Energien.
Der Bundesverband Erneuerbarer Energien (BEE)
erklärte, die von Haucap betrachtete EEG-Umlage sei „nicht als
Kostenindikator für die Energiewende geeignet.“ Das von Haucap
vorgeschlagene Quotenmodell wäre zudem „deutlich teurer als das EEG“,
weil Mitnahmeeffekte entstünden.
Der
Bundesverband Neue Energieanbieter (bne) legte unterdessen ein Modell
vor, nach dem die EEG-Umlage künftig auch auf den Verbrauch fossiler
Energieträger ausgeweitet werden sollte. Wenn die EEG-Umlage künftig
auch beim Verbrauch von Heizgas, Heizöl, Benzin und Diesel gezahlt
werden müsste, könne die EEG-Umlage auf Elektrizität nahezu halbiert
werden. Zudem entstünden Kaufanreize für CO2-freie Heizungen und Elektroautos, was der geplanten „Sektorkopplung“ der Energiewende zugute komme.
Siehe auch hierzu das Video von Mario Barth
https://www.youtube.com/watch?v=nKV4oXKW_AI
Siehe auch hierzu das Video von Mario Barth
https://www.youtube.com/watch?v=nKV4oXKW_AI
Hier kann ich nur sagen: Versucht den Artikel doch in die beiden hiesigen Tageszeitungen zu bringen. Warum: Damit die Leute, die hier nicht reingucken und auch nicht in der WELT blättern, den Bericht lesen können.
AntwortenLöschen"Aber das viele Geld ist doch für eine gute Sache. Und vor allem: alternativlos!" - So wird es wieder - natürlich blumiger verpackt und mit der Aussicht auf kosmetische Korrekturen versehen - heißen...
AntwortenLöschenAlso ich behaupte, dass 98% der Bevölkerung überhaupt nicht wissen, was sich im Detail hinter der Energiewende verbirgt.
AntwortenLöschenWenn man heute die Menschen in den Ballungsräumen fragt: „Wollt ihr den totalen grünen umweltfreundlichen Strom“, dann antwortet jeder mit einem klaren „Jawohl, ich will“ und zahlt weiter.
Der typische deutsche Michel ist nur mit Hilfe richtig saftiger Stromrechnungen vom Gegenteil zu überzeugen. Dieser Punkt ist noch lange nicht erreicht. Bis dahin wird, wie bescheuert, weiter gespargelt bis der Arzt kommt.
Das schönste an diesem sinnlosen Forum ist die Tatsache, dass es völlig nutzlos ist und die Windräder doch gebaut werden. Aber wenigstens kann jeder seiner Neid Debatte freien Lauf lassen ... Und das noch anonym... wie toll ...
AntwortenLöschenUnd das schönste dieses sinnlosen Spruchs von Anonym 1. März 2017 um 16:24 ist die Tatsache, dass er sich in die gleiche Reihe der Anoymen eingliedert.
LöschenWas ein armseliger Sprücheklopper, einfach widerlich!
"Anonym1. März 2017 um 16:24" gehen Sie doch mal mit gutem Beispiel voran. Nicht nur in Sachen Umweltschutz und Nächstenliebe sondern auch bei der Aufgabe der Anonymität! Dann haben Sie wirklich Schneid!
LöschenAber das fehlt Ihnen und Ihren Sinnungsgenossen sowieso.
Ich bin ja mal gespannt .......!
@Anonym 1. März 2017 um 16:24:
AntwortenLöschenDas Unterstellen einer Neid-Debatte wird leider nur zu oft und hier leider auch von Ihnen als Totschlagargument ge- und missbraucht. Weder im obigen Artikel noch in den bisherigen Kommentaren dazu ist auch nur im Ansatz ein Argument zu finden, das geeignet wäre, den Vorwurf einer Neid-Debatte zu rechtfertigen (von "gierigen, nimmersatten Investoren" ist bis genau hier hin nichts zu lesen, oder? ;).
Im Gegenteil, es werden Argumente vorgebracht, die auf eine Widerlegung Ihrerseits warten. Da von Ihnen aber keine Gegenargumente kommen, muss man annehmen, dass Sie auch keine haben...
Aber so ist das eben: diejenigen, denen die Argumente aus- oder abgehen, flüchten sich ins - neumodisch so genannte - Postfaktische und schlagen lieber mit Totschlagargumenten auf emotionaler Basis um sich. Schade, denn so ist eine konstruktive und ehrliche Debatte nicht möglich.
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