Westflisches Volksblatt 20.12.2016
Die Windkraftpläne der Stadt Paderborn sehen diese Dahler Bürger mit größter Sorge.
Dem von den Fraktionen mehrfach geäußerten Dank an das Paderborner
Planungsamt und dessen Berater muss man sich anschließen. Es ist in der
Tat eine Leistung, auf mehreren hundert Seiten Papier die zahlreichen
Einwände der Bürgerschaft gegen den mehrfach ausgelegten 125.
Flächennutzungsplan so konsequent abzuwiegeln, dass das städtische
Planungskonzept am Ende ohne maßgebliche Korrekturen als »ausgewogene«
Beschlussvorlage vorgelegt werden kann. Ein akzeptabler Kompromiss
zwischen weiterem Windkraftausbau und Anwohnerschutz mit immerhin 1000
Metern Vorsorgeabständen zur Wohnbebauung ? Die Anwohner in Dahl (die
Landbesitzer und Investoren natürlich ausgenommen) werden das anders
sehen, denn die Perspektive wird durch den Wohnort bestimmt.
Zwar sorgen sich die Planer auch um den Hotspot Dahl, der schon jetzt
von Windkraftanlagen zugestellt ist, nun aber dennoch weiter zugebaut
werden soll. Die Sorgen bleiben allerdings planerisch weitgehend
folgenlos, wobei der Teufel im Detail steckt. Wer den langwierigen
Planungsprozess aufmerksam verfolgt hat, wird sich noch erinnern: In
Dahl wurden der Iggenhauser Weg und das Holterfeld seinerzeit aus guten
Gründen mit einer 100-Meter-Höhenbegrenzung belegt.
Aufgrund von Klageandrohungen der Investoren und Betreiber wurde die
Höhenbegrenzung per Ausnahmeregelung für die streitbefangenen
Windkraftanlagen aufgehoben. Und nun muss angeblich »Vertrauensschutz«
gewährleistet werden für diejenigen, die auf diesen Gebieten repowern
wollen. Vertrauensschutz für ein Recht, was man nie besessen oder
ausgeübt hat ? Nur in Dahl dürfen jetzt also Megaanlagen in unbegrenzter
Höhe so nah und mit einem auf 750 Meter deutlich reduzierten
Vorsorgeabstand an die Wohnbebauung herangebaut werden wie nirgendwo
sonst in Paderborn. Eine »ausgewogene« Planung zugunsten der Investoren
und Betreiber und zu Lasten der Anwohner ? Am üblichen Paderborner
Planungsprinzip wurde in jedem Fall festgehalten: Planungen und
Verhandlungen finden nach wie vor hinter verschlossenen Türen statt. Die
Stadtplaner, Berater und Lobbyisten wirken im Hintergrund. Die
Bürgerschaft erfährt nichts vom Für und Wider der verhandelten
Argumente. Die Verhandlungsergebnisse bekommt sie erst vorgesetzt, wenn
alles bereits entschieden ist, um dann zur Kenntnis nehmen zu dürfen,
dass und weshalb ihre Einwände zurückgewiesen wurden.
Im Übrigen: Schon seinerzeit wurden Bürgereinwände gegen jene
Ausnahmeregelungen einfach abgewiesen, und schon seinerzeit wurde
gefordert, die Bürgerschaft in den Planungsprozess einzubinden, so dass
auch deren Argumente gleichgewichtig in eine ergebnisoffene Diskussion
eingebracht werden können.
Die Bürger müssen ernst genommen werden, damit Politikverdrossenheit
einerseits und Populismus andererseits nicht weiter um sich greifen. So
lautet der politische Sprachjargon über eine politische Realität, die
alles beim Alten belässt – bis hinunter zur Kommunalpolitik. Vor dieser
politischen Szenerie sollte sich niemand wundern, dass die Zahl der
Frustrierten wächst. Die einen halten – aus eigener Erfahrung zunehmend
politikverdrossen – jegliches politisches Engagement für wirkungslos und
ziehen sich ins Private zurück. Die anderen, wütend ob der ständig
erfahrenen Missachtung, schließen sich jenen an, die – populistisch –
mit dem Establishment (»Die da oben – wir da unten«) zugleich auch mit
dem ganzen parlamentarischen System aufräumen wollen.
Und nur wenige der politischen Verantwortungsträger scheinen zu
bemerken, dass die demokratische Erosion in der Kommunalpolitik beginnt –
weil sie dort von ihnen selbst vorangetrieben wird.
MONIKA und
Prof. Dr. JÜRGEN BAUR,
FRIEDHELM BROCKMEIER,
HEINZ BROCKMEIER,
Dr. FRANZ-DIETER CRAMER,
MARGARETE und JOHANNES
FERNHOMBERG
ANNE FRANZBECKER,
HANS-HERMANN JUERGENS,
CHRISTEL UND UDO MÜGGE,
Dr. CORNELIA MÜLLER-
ALLROGGEN,
Prof. Dr. OTTO ROSENBERG,
CHRISTA und HORST SPITTKA,
HANS STUPELER,
BARBARA ZABEL,
UTE und DIETER ZACHARIAS,
alle aus Dahl
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